Mein Weg zum Stoneman Miriquidi Road 2020

Nachdem ich 2019 mein persönliches Ziel bei den Neuseenclassics erreicht habe bin ich in eine Trainingsstarre verfallen, es ging nichts mehr. Erst im November, bei unserem jährlichen Spartentreffen, als Henning von seinem erfolgreichen Rollentraining mit Zwift für die Vätternrundfahrt erzählte, war mein Ehrgeiz wieder geweckt. Ich legte mir eine gute Rolle zu und schloss ein Zwift Abo ab. 

Das Training habe ich mit einem FTP Aufbau Plan begonnen, der anschließende FTP Test ergab 166 Watt. Der Anfang war gemacht, jetzt hieß es dran bleiben und das Ergebnis ausbauen. 

Irgendwann erzählte mir Klaus, dass sich Malte und Uwe sich mit dem Stoneman auseinandersetzen und hatte damit etwas in mein Unterbewusstsein eingepflanzt. Nachdem ich mir die Eckdaten vom Event angesehen habe wuchs die Idee und der Wille den Stoneman Miriquidi Road 2020 auch in Angriff zu nehmen. Ich plante die Silber Variante, zwei Tage für 290 km und 4900 Höhenmeter hielt ich für machbar. Habe sogar zwei Rennrad Freundinnen rekrutieren können. Wir hatten uns das Pfingstwochenende ausgesucht und somit sollte der Stoneman vonstatten gehen.  Mein neuer Zwift Trainingsplan hieß Gran Fondo und ich wollte mich damit auch auf den Spreewaldmarathon vorbereiten. Das Ergebnis des FTP Test nach 8 Wochen training: 203 Watt. Ich verbuchte das Training als vollen Erfolg!

30 von 32 Workouts absolviert
35:50 Std. trainiert
846 km virtuell zurückgelegt
16.652 kcal verbrannt

Tja und dann machte mir ein Virus einen Strich durch meine Pläne. 

Der Spreewaldmarathon wurde abgesagt und mit der Grenzschließung nach Tschechien stand der Stoneman nun auch auf der Kippe. Ich habe dennoch einen neuen Zwift Trainingsplan in Angriff genommen (CRIT Crusher) und zusätzlich einen Ganzkörper Sportprogramm (Sweat with Kyla) begonnen, denn ich wollte das Trainingslevel erst einmal halten.

Die Stoneman Veranstalter haben unterdessen eine C-Edition des Stoneman auf die Beine gestellt. Die Route verlief nun komplett auf der deutschen Seite des Erzgebirges, es wurden dafür 4 neue Checkpunkte errichtet. Die Strecke ist 26 km länger und müssen 400 Höhenmeter mehr bezwungen werden. Ich war fest entschlossen die C-Edition zu fahren, allein um mein monatelanges Training unter Beweis zu stellen. Meine Rennrad Freundinnen waren für den geänderten Streckenverlauf leider nicht zu begeistern, egal, dann halt allein!

Am 10. Juni war es dann endlich soweit, der Start erfolgte 9:30 Uhr in Altenberg mit einem mulmigen Gefühl, denn es wurde ernst! Für den ersten Tag habe ich mir 144 km und knapp 2500 Höhenmeter vorgenommen, Etappenziel Langenberg. Der Wetterbericht hatte leider Regen angekündigt, ich hoffte sehr, dass es nicht so schlimm wird. Der erste Checkpunkt war schnell erreicht, Zinnwald, nur knapp 6 km von meinem Startpunkt entfernt. Danach ging es weiter zum Checkpunkt Bärenfels. Die anfängliche Strecke gefiel mir gut, kurze Passagen bergauf danach lange Abfahrten, so konnte es gern weitergehen. Auf Höhe des Eiskanal in Altenberg erwischte mich dann leider schon der erste Nieselregen und den zweiten Checkpunkt erreichte ich bereits gut durchnässt. Der Regen verzog sich zum Glück auch wieder, aber die nassen, kurvigen Straßen luden mich nicht mehr für rasante Abfahrten ein. Nach einer ausgiebigen Mittagspause in Frauenstein war der Anstieg zum Checkpunkt Blockhausen mühselig, ich war dennoch frohen Mutes auch wenn erst die Hälfte vom Tagesziel erreicht war. Die Etappe zum Checkpunkt Niederlauterstein zog sich und ich hatte kurzzeitig angst, dass ich vielleicht am Checkpunkt vorbei gefahren bin. Ein kurze Blick auf die Karte verriet mir, dass ich nur noch ein paar Meter vor mir hatte. Die Tafel hatte ich schnell entdeckt und leider auch ein Schild an der Straße.

18% Steigung!

Im gefühlten Schneckentempo mühte ich mich den Berg hinauf, stolz und glücklich es ohne absteigen geschafft zu haben. Höhe Lauta hatte ich es entgültig auf den Bergkamm geschafft und konnte eine lange Abfahrt bis nach Warmbad genießen. Hinter Warmbad begann dann der angekündigte Regen und die Etappe zum Checkpunkt Greifensteine wurde ein Wasserschlacht. Ich dann doch tatsächlich an der Tafel vorbei gefahren, bemerkte meinen Fehler noch rechtzeitig bevor ich komplett die Anhöhe runtergerollt war.

Die Greifensteine hatten sich zu gut versteckt.

Nun war das Tagesziel in greifbarer Nähe, nur noch wenige Kilometer bis zur “Landpension Wandersruh”. Der Regen wurde intensiver und ich kann mich an die Strecke kaum erinnern, es war nur durchhalten angesagt. Gegen 20:15 Uhr erreichte ich Langenberg und nach einer langen, heißen dusche kam ich endlich zu liegen. Es war ein ruhelose Nacht und der Blick aus dem Fenster am nächsten morgen verhieß nichts gutes. Es regnete immer noch bzw. wieder! Ich genoss erstmal mein Frühstück und hofft sehr, dass der Regen nachlässt. Gegen 7:30 Uhr machte ich mich dennoch auf den Weg, denn ich hatte 164 km und ca. 2800 Höhenmeter für den zweiten Tag geplant und wollte vor Sonnenuntergang wieder in Altenberg sein. Der erste Checkpunkt war Rittersgrün und ich merkte schnell, dass der Fichtelberg nicht mehr weit ist, denn es ging stetig bergauf bei strömenden Regen. Aber es sollte noch mühseliger werden, denn ab Tellerhäuser verschärfte sich der Anstieg nochmal merklich und so schob ich mich Stück für Stück den im Nebel liegenden Gipfel und Checkpunkt Fichtelberg entgegen.

Geschafft! Fichtelberg!

Die Abfahrt war nass, kalt und neblig. Ich war somit rasch durchgefroren und hatte krämpfe in den Fingern vom bremsen. In Oberwiesenthal angekommen suchte ich das erstbeste Lokal auf um mich mit Tee und Süßspeise wieder auf Temperatur zu bringen. Ich bibbert von der nassen kälte und der Gedanke, dass ich noch nicht mal ein viertel der Strecke geschafft hatte ließ mich kurzzeitig zweifeln ob ich überhaupt in der Lage war Altenberg zu erreichen. Die Zweifel waren nach der zweiten Tasse Tee zum Glück wieder weg und ich machte mich auf den Weg zum Checkpunkt Bärenstein. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass mit dem Anstieg zum Fichtelberg das schlimmste für den Tag überstanden sein sollte, aber wurde eines besseren belehrt. Der Bärenstein war ein richtig harte Nummer und wird mir als schlimmster Anstieg der ganzen Tour in Erinnerung bleiben. Weiter ging es dann zum Checkpunkt Drei-Brüder-Höhe und auf dem Weg dorthin brach dann der Himmel auf und die Sonne zeigte sich. Endlich konnte ich die lästigen Arm- und Beinlinge ausziehen, ein tolles Gefühl endlich kurz-kurz zu fahren. Nach dem Checkpunkt genoss ich meine Mittagspause in Marienberg auf der Sonnenterrasse vom Restaurant “Roßtunnel” und nutze die Zeit die klammen Sachen zu trocknen. Die Fahrt Checkpunkt Saigerhütte war einer der schönsten der Tour. Nach Pobershau ging es erstmal wieder ein langes Stück bergauf, aber die Abfahrt danach entschädigte für alles, 15 km bergab auf einer malerische Erzgebirgsstraße bei herrlichstem Sonnenschein rollen.

Dieser Anblick entschädigt!

Danach ging es weiter zum vorletzten Checkpunkt, Schwartenberg durch den Kurort Seiffen. Der Ort war ein einziger Anstieg und den vielen kleinen Handwerksläden konnte ich nicht wirklich Beachtung schenken. Das letzte Stück auf den Schwartenberg hatte es mal wieder in sich, aber für die Aussicht hatte es sich gelohnt.

Nördliche Aussicht vom Schwartenberg.

Nun lag die Strecke zum letzten Checkpunkt Holzhau vor mir, aber auch Erschöpfung machte sich breit. Bis zur Talsperre Rauschenbach konnte ich mich rollen lassen, aber dann hieß es wieder bergauf. Hinter Deutschgeorgenthal erwartete mich ein wunderschönes Waldstück und zum Checkpunkt konnte ich mich wieder schön rollen lassen. Das letzte Loch auf meiner Karte war gestanzt nun hieß es zum Ausgangspunkt Altenberg zurück.

Alle Checkpunkte gelocht!

Die Sonnen ging jetzt langsam unter und ich bangte um mein Ziel, Altenberg vor Sonnenuntergang zu erreichen. Also nochmal zusammenreißen, die restlichen Kräfte bündeln und radeln was das Zeug hält.

Altenberg Bahnhof

Altenberg habe ich 21:24 Uhr im letzten Tageslicht erreicht, komplett erschöpft! Mein sofortiges Fazit: nie wieder, ich bin zu alt für sowas!
Nach einer weiteren, nahezu schlaflosen Nacht, weil Beine, Arme und Schultern komplett verspannt waren, hat mich am folgetag erst eine professionelle Ganzkörpermassage wieder richten können.
Mein jetziges Fazit, eine tolle Strecke die es echt in sich hat. Das Training hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Nächstes Jahr werde ich den Stoneman mit originalem Streckenverlauf nochmal in Angriff nehmen!

Stolz den SV Breitling auf der offiziellen
Silber Finisher Liste – „Wall of Fame“ – zu
repräsentieren!

PS. Wer lieber bewegte Bilder mag, hier ein kurzer Zusammenschnitt der Tour: https://gopro.com/v/eQlVpv9137v48